(Fremd)Sprachen Lernen

Vorbemerkung: Unter dem Label De-Kodierung(en) stelle ich hin und wieder hier in diesem Blog eine sogenannte De-Kodierung ein. Was das ist, lesen Sie weiter unten. Aus technischen Gründen werde ich beim Schriftbild nicht mit Wort-unter-Wort-Text arbeiten, sondern mit farblichen Markierungen. Dem gewillten Sprachenlerner mögen meine De-Kodierungen aber dennoch eine Hilfe sein.

Birkenbihl-Methode

Vera F. Birkenbihl (1946-2011) studierte in den USA Psychologie und Journalistik, obwohl sie in Deutschland als "typische Schulversagerin" ohne Abitur die Schule verließ. Heute zählt sie zu den bekanntesten Managementtrainern Europas.

Gemäß des Mottos ihres Vaters, daß es keine trockene Theorie, sondern nur trockene Theoretiker gebe, zeigt sie anhand verschiedener Themen, daß es an nicht-gehirn-gerechten Methoden der Vermittlung bzw. Aneignung eines (Lern-) Stoffes liegt, wenn einem dieser Stoff als (zu) schwer erscheint, und nicht am Stoff oder gar am Lerner selbst.

Zur Sprachlern-Methode nach Birkenbihl:

- Bei dieser Methode werden die Erkenntnisse aus dem Muttersprachenerwerb in der frühen Kindheit mit den Vorteilen, die ein erwachsener Lerner mitbringt, verbunden.

- Das Pauken (das eben nichts mit Lernen zu tun hat) von Vokabeln ist absolut verboten!!!

- Die Beschäftigung mit und das Lernen von Grammatik(-regeln) ist erlaubt, aber unnötig.

- Denken Sie mal zurück in die Zeit, als Sie Ihre Muttersprache gelernt haben: Die haben Sie auch nicht mit Vokabelpauken und Grammatikregeln gelernt...

- Man braucht: Texte (kurze Texteinheiten), die in schriftlicher und (idealerweise von einem Muttersprachler) gesprochener (CD, MP3 u.ä.) Form vorliegen.

- Man geht in 4 Schritten vor:

- 1. Schritt: De-Kodieren. Dabei wird unter jedes fremdsprachliche Wort die deutsche (muttersprachliche) wortwörtliche Entsprechung geschrieben. Die Fremdsprache wird also so gut wie möglich durch ein sogenanntes "schlechtes" oder Pseudodeutsch im Deutschen (in der jeweiligen Muttersprache) nachgeahmt. Das hört sich dann wie ein Ausländer an, der sehr schlecht deutsch spricht. Dadurch wird aber dem Gehirn gezeigt, wie die Fremdsprache funktioniert. Man sollte sich von der Vorstellung befreien, "gutes" Deutsch produzieren zu wollen (das Übersetzen kann man, so man will, in einem 5. Schritt später üben). Ebenso sollte man den Mut haben, kreative Sprachneuschöpfungen zu entwickeln, um sich die Strukturen und Funktionsweisen der Fremdsprache deutlich zu machen.

- 2. Schritt: Hören-Aktiv. Jetzt wird der deutsche de-kodierte Text gelesen, während der entsprechende fremdsprachliche Text von der CD (Rechner, MP3-Player etc.) gehört wird. Zu Anfang empfiehlt es sich, den Text verlangsamt abzuspielen (einige Player ermöglichen dies). Auch sollte man öfter die Pausetaste betätigen oder mit A-B-Schleifen arbeiten. Kurze Einheiten über den Tag verteilt erhöhen die Lernleistung (Intervalltraining). Bei diesem Schritt wird die Bedeutung der Wörter (De-Kodierung) mit dem Klang der Wörter (CD) verbunden. Wenn man sich ein Bild zu den Wörtern bzw. Sätzen machen kann, d.h. wenn man verstanden und begriffen hat, worum es geht, und wenn man in der Lage ist, den Text zu verstehen, ohne auf die De-Kodierung blicken zu müssen, dann ist dieser Schritt beendet.

- 3. Schritt: Hören-Passiv. Nun läßt man den Text, gerade noch hörbar, im Hintergrund "stundenlang" "dudeln" (Endlosschleife), während man irgendetwas anderes tut. Der Clou ist, nicht (bewußt) zuzuhören. Jetzt finden die fürs Lernen wichtigen Wiederholungs- und Einschleifprozesse statt, die bequem ans Unterbewußtsein delegiert werden können. Wann dieser Schritt abgeschlossen ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Dies ist individuell verschieden und kann nur individuell (nach Gefühl) entschieden werden. Wenn einem der Text so vertraut ist, daß man beim Sprechen des Textes keine großen Schwierigkeiten mehr hat, dann ist das schon ein guter Indikator. Dieser Schritt bereitet sozusagen das Sprechen in der Fremdsprache vor.

- 4. Schritt: Aktivitäten (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben). Hier entscheiden Sie ganz persönlich, was für Sie wichtig ist und was und wie Sie üben möchten.

Weitere Informationen:

Bücher:
Vera F. Birkenbihl: Sprachenlernen leichtgemacht! (seit der 33. Auflage völlig neu)
Vera F. Birkenbihl: Fremdsprachen lernen für Schüler

DVD:
Vera F. Birkenbihl: Sprachen lernen leicht gemacht!

















YouTube-Playlist mit diversen Videos von, über und mit Birkenbihl zum Thema Sprachenlernen:



Sprachen lernen leicht gemacht – gehirn-gerecht für Autodidakten
https://birkenbihldenkt.wordpress.com/2008/10/30/sprachen-lernen-gehirn-gerecht/

Auszug aus „Stroh im Kopf?“ (ab Aufl. 36)
T – Sprachen lernen – gehirn-gerecht/BIRKENBIHL-Methode©
von Vera F. Birkenbihl

Das alte Sprachenlernen

Sehen wir uns das traditionelle Fremdsprachenlernen kurz an. Bitte beachten Sie, daß manche der sogenannten „modernen“ Methoden die gleichen Probleme mit sich bringen wie die klassische Methode, z.B. wenn man den Lernenden sagt, sie sollten (dürften, könnten!) von Anfang an (in der Zielsprache) sprechen. Deshalb stellen die vielen „modernen“
Methoden (wie auch manche Kassetten-Sprachkurse auf dem Markt) den Lernenden vor die gleichen Schwierigkeiten wie das Schullernen.

Die klassische Methode: Vier Schritte

Schritt 1: Vokabeln lernen

Problem: Von den Lernenden wird erwartet, daß sie neue Wörter aussprechen oder zumindest murmeln, von denen sie noch nicht einmal den korrekten Klang kennen. Typische Beispiele: Deutsche, die Englisch lernen, sprechen stumme Buchstaben aus, sie lernen [knaif] anstelle von „knife“ oder [wrait] für „write“. Wörter, die neue Laute (z.B. das „th“) enthalten, werden völlig verunstaltet. Einer meiner Seminarteilnehmer erzählte, wie er ursprünglich gelernt hatte, für „although“ [altaf] zu sagen!
 
Gefahr: Falsche Aussprache führt zu zwei Nachteilen:
  1. Wenn Lernende später das Wort hören, können sie es nicht wiedererkennen (weil die korrekte Aussprache unbekannt ist).
  2. Lernende werden später nicht verstanden (aufgrund der falschen Aussprache). Bitte bedenken Sie, daß es sehr schwierig ist, später umzulernen, nachdem bestimmte Fehler sich bereits eingeschlichen haben.
Schritt 2: Der (krampfhafte) Versuch, die Lektion zu verstehen
 
Problem: Lernende erleben Schwierigkeiten, weil sie – sogar wenn die Vokabeln gut gelernt wurden – die Worte isoliert lernen (z.B. put mit vielen möglichen Übersetzungen), während im Kontext nur eine der Möglichkeiten den Sinn beschreibt. Welche Übersetzung ist diesmal die richtige? Und wenn die Lernenden die Vokabeln nicht gut gelernt haben (was die Regel ist), werden sie sich hilflos, frustriert, ja sogar „dumm“ vorkommen und erstens folgern: Fremdsprachenlernen ist sehr schwierig und zweitens: „Ich habe kein Talent dafür.“
 
Gefahr: Dies schafft negative Erwartungen, die später „wahr“ werden (sich selbst erfüllende Prophezeiung) und so solche Annahmen wiederum bekräftigen.
 
Ich wiederhole: Es ist schwierig, solche Annahmen später zu vergessen, deshalb ist es viel schwieriger, Menschen dazu zu bringen, mit der Birkenbihl-Methode anzufangen, als sie später bei der Stange zu halten, während normalerweise das Gegenteil zutrifft (die Leute fangen mit Enthusiasmus an, der schnell verpufft).
 
Schritt 3: Der Versuch, zu sprechen (laut vorzulesen)
 
Problem: Die Lernenden sollen von Anfang an die Worte richtig aussprechen. Entweder während des Vokabelpaukens oder während des Unterrichts (die Zielsprache vom ersten Augenblick an sprechen). Diese Methode wird zwar als besonders „modern“ angesehen, ist aber nicht gehirn-gerecht. Beachten Sie, daß Babys der Sprache monatelang zuhören, bevor sie versuchen, die Klänge nachzuahmen, die sie so und so oft gehört haben, während wir von Sprachenlernern erwarten, daß sie sofort Klänge nachahmen, mit denen sie noch gar nicht vertraut sind.
 
Gefahr: Lernende werden die Worte nicht nur schlecht (oder falsch) aussprechen, sondern sie werden außerdem die unangenehme Fremdheit mit Gefühlen der Frustration und des Versagens verbinden. Diese unerfreulichen Gefühle werden eng mit der Zielsprache verknüpft (oder mit dem Sprachenlernen an sich) und schaffen genau die „negative Einstellung zum Lernen“, die so viele Lehrer/Eltern als die vorrangige Ursache für schlechte Ergebnisse bezeichnen.
 
Schritt 4: Anwendung (z.B. Grammatikaufgaben)
 
Problem: Von den Lernenden wird erwartet, daß sie an Übungen Gefallen finden, die sie nicht mögen. Beachten Sie: Weniger als 8% aller Menschen finden Gefallen an Grammatikübungen – nicht einmal in ihrer Muttersprache.
 
Gefahr: Weitere Erfahrungen von Unfähigkeit und Frustration vertiefen die Abneigung gegen die Zielsprache (oder gegen Sprachenlernen im allgemeinen).
 
Grundlegende Unterschiede der BIRKENBIHL-Methode© zu traditionellen Methoden
  1. Die Lerner machen sich mit jedem einzelnen Aspekt vertraut, ehe sie ihn zum ersten Mal aktiv ausprobieren. Zum Beispiel werden sie im vierten Lernschritt zum ersten Mal sprechen, also erst nachdem sie die Bedeutung der Vokabeln völlig verstanden haben (Schritt 1) und sich gründlich mit dem Klang der Worte vertraut gemacht haben (Schritt 2: Hören/Aktiv und Schritt 3: Hören/Passiv).
  2. Man ist immer (jeweils) nur mit einem Aspekt des Lernens beschäftigt. Nämlich: In Schritt 1: Die Bedeutung der Worte im Zusammenhang verstehen (keine isolierten Vokabeln). In Schritt 2: Den Klang der Worte mit deren Bedeutung verbinden (Hören/Aktiv). In Schritt 3: Diese Klänge während einer passiven Lernphase fest im Unterbewußtsein verankern. Man hört sich kleine Teile der Lektion immer und immer wieder an, während man andere Dinge tut. Stellen Sie sich das bitte vor: Sie sollen nicht aktiv zuhören – Hören/ Passiv ist eine „Hintergrund-Aktivität“, die keine Minute Ihrer kostbaren Zeit verbraucht. Passiv hören kann man während des Fernsehens, beim Lesen, bei Haus- und Gartenarbeiten, Spazierengehen usw.
  3. Sie lernen nur, was Sie lernen wollen. Das Minimalziel ist, die gesprochene Sprache zu verstehen, und für einige Menschen ist das genug (z.B. um Satelliten-Programmen folgen zu können). Jeder Lernende entscheidet individuell, welche der drei folgenden Fähigkeiten ihn außerdem noch interessieren: sprechen, lesen, schreiben. Diese drei Aufgaben werden erst im vierten Lernschritt stattfinden, also erst, nachdem das Verstehen der Bedeutung und das Wiedererkennen des Klangs eines bestimmten Textes (Lektion) einfach geworden ist.
Die BIRKENBIHL-Methode©: Vier Lernschritte

Schritt 1: Die Bedeutung der Worte verstehen

Vorgehensweise: Die Aufgabe besteht aus einer Wort-für-Wort-Übersetzung (De-Kodierung©*), wobei wir die Übersetzung direkt unter dem jeweiligen Wort eintragen.Falls Sie mit alten Sprachkursen arbeiten, können Sie sich den Text unter Zuhilfenahme der Vokabellisten selbst de-kodieren. Da dies aber vielen Menschen zu (zeit-)aufwendig ist, gibt es seit 1990 erste Sprachkurse, die nach der BIRKENBIHL-Methode© aufgebaut sind: mit De-Kodierung (= Wort-für-Wort-Übersetzung).
 
(* Ich habe erst Jahre nach meiner Entwicklung des De-Kodierens gelernt, daß es ähnliche Versuche auch in der Vergangenheit bereits gegeben hatte. Ich nehme an, es ging den Entwicklern ähnlich wie mir anfangs: Das De-Kodieren wird von Leuten kaputtgeredet, die es nie versucht haben, weil sie behaupten, die Übersetzung müsse eine gute sein. Da die „gute“ Übersetzung von What’s up? nun mal Was ist los? lautet, erzeugen wir so die üblichen Fehler (What’s lose?) statt via De-Kodieren von Was ist auf? zu What’s up? zu gelangen. Wenn man diesen Punkt erreicht hat, kann man die De-Kodierung getrost vergessen)
 
Beispiel (Zielsprache: Italienisch, Ausgangssprache: Deutsch):  
De-Kodierung ital.-deut.

Wenn Sie de-kodierte Sprachkurse besitzen: Lesen Sie die Wort-fürWort-Übersetzung (optimal ist es, sie mit einem Textmarker hervorzuheben), um ein erstes Gefühl für die Lektion zu bekommen und sich ein Bild vom Inhalt zu machen (wobei beide Hälften des Gehirns in den Lernprozeß einbezogen werden). Auf diese Weise lernen Sie den Inhalt der Lektion in Ihrer Muttersprache, bevor Sie irgend etwas anderes in Angriff nehmen. Beachten Sie besonders: Wenn Sie bereits ein ansehnliches Wissen haben, werden Sie natürlich gleich den Zielsprachentext ansehen und dabei nur diejenigen Passagen anstreichen, die Sie nicht auf Anhieb verstehen, also nur an kritischen Stellen zur Wort-für-Wort-Übersetzung „springen“, während Sie die Zielsprache lesen, wenn das Verstehen schon leichtfällt.Aber der Anfänger wird sich zu Beginn völlig auf die Wort-für-Wort-Übersetzung konzentrieren, weil ja alle Wörter der Zielsprache zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt sind.Vorteile
  1. Sofortiges Verstehen schafft ein positives Gefühl. Die Wort-für-Wort Übersetzung macht die neue Sprache transparent (in mehr als einer Hinsicht).
  2. Die Satzstruktur der Zielsprache kann ohne Grammatikregeln verstanden werden (analog zum Lernen der Muttersprache damals, als Sie noch klein waren). In unserem Beispiel („Sprechen-Sie italienisch?“) lernt man „unbewußt“, daß man für die beiden Wörter „Sprechen-Sie“ im Italienischen nur ein Wort braucht: „parla“. Auf diese Weise werden Sie später niemals versucht sein, der Zielsprache die Sprachstruktur Ihrer Muttersprache „aufzudrücken“ (was zu den typischen Standardfehlern führt, von denen alle ein Lied singen können, die mit alten Methoden Sprachen gelernt haben!).
  3. Die Wort-für-Wort-Übersetzung ist eine „Krücke“, deren Sinn nur darin besteht, den Lernenden „zum Laufen zu bringen“ und die später „weggeworfen“ werden kann*. ( * Auf die Idee kam ich durch Ludwig WITTGENSTEIN, der davon spricht, daß die Sprache per se als Leiter angesehen werden könnte, mit deren Hilfe wir gewisse Höhen erklimmen. Wenn wir jedoch dort angekommen sind, müssen wir die Leiter wegwerfen. (Tractatus logicus.) So werfen wir auch die De-Kodierungs-Sprache weg, wenn wir den Punkt des Begreifens erreicht haben …) Beim traditionellen Fremdsprachenlernen hingegen wird das Wortpaar „zusammengeklebt“ (z.B. Tisch = table), so daß der Lernende sich auch Jahre später noch an die Übersetzung „klammert“. Mit der Wort-für-Wort-Übersetzung lernen die Lernenden sehr früh, in der Zielsprache zu denken, so daß mit dem Lernfortschritt das muttersprachliche „Gegenstück“ schnell „vergessen“ wird. Auf diese Weise lernen Sie nicht nur, schnell in der Zielsprache zu denken, Sie haben sich so auch die nötige Plattform für später geschaffen, wenn Sie in der Zielsprache sprechen, fühlen, lesen und/oder schreiben wollen, ohne sich ständig an die Muttersprache zu klammern.
  4. Die Pseudo-Übersetzung kann ziemlich lustig sein. Die Faustformel sagt: Entweder ist ein Satz (Ausdruck, Redewendung) der Muttersprache ähnlich oder er ist lustig. Folglich: Wenn eine Struktur besonders lustig erscheint, erkennen Sie klar die Struktur der Zielsprache. Dieser Lernprozeß geschieht völlig „nebenbei“ ohne irgendeine bewußte „Arbeit“ des Lernenden. Beispiel: Japaner benutzen bestimmte Partikel, die gemäß bestimmten grammatikalischen Regeln auf Hauptwörter folgen. Wenn wir die Regeln vergessen, wollen wir uns einfach an die richtige Stellung der Partikel gewöhnen, so daß wir nach einiger Zeit diese „kleinen Wörter“ genauso natürlich „empfinden“ wie ein Japaner. Bei der BIRKENBIHL-Methode© behalten wir demzufolge in der Wort-für-Wort-Übersetzung diese Partikel bei. Der Satz „Sprechen Japaner japanisch?“ stellt sich nun folgendermaßen dar:
De-Kodierung jap.-deut.
 
Schritt 2: Hören/Aktiv

Vorgehensweise: Man hört den Text vom Tonband, während man „entlang“ der Wort-für-Wort-Übersetzung liest und sich den Inhalt vorstellt. Mit anderen Worten: Sie lesen zu diesem Zeitpunkt nur Wörter in Ihrer Muttersprache. Im Klartext: Sie werden nicht gleichzeitig versuchen, sich die Schreibweise der fremden Wörter einzuprägen. Also lesen
Sie z.B. „Tisch“, während Sie gleichzeitig den fremden Laut [table] hören. Schritt 2(Hören/Aktiv) bedeutet, daß der Lernende Stück für Stück den Text hört und dabei eingangs die Pause-Taste sooft wie nötig drückt, um sich den gerade gehörten Klang „einzuprägen“.Wiederholtes aktives Zuhören ist einfach und ist begleitet von stetig wachsenden Erfolgserlebnissen, weil man sehr schnell mehr und mehr verstehen kann.Sobald die Textstellen anfangen, vertraut zu klingen, werden wir immer seltener die Pause-Taste drücken müssen, bis wir die ganze Lektion ohne Unterbrechungen hören können. Das aktive Hören ist „beendet“, wenn wir jedes Wort verstehen, und zwar ohne Hilfe der Wort-für-Wort Übersetzung.
 
Vorteile
  1. Ab diesem Zeitpunkt ist es für den/die Lernenden genauso leicht, diesen Text in der Zielsprache zu hören wie in seiner Muttersprache. Dieses völlige Verstehen ist bei der BIRKENBIHL-Methode© normal, während es bei traditionellen Methoden ein selten erreichtes unrealistisches Ziel bleibt. Aus diesem Grund sind weltweit Milliarden von Menschen unfähig, Sprachen zu verstehen, die sie angeblich jahrelang intensiv gelernt haben – zum Beispiel im Gymnasium (wo sie oft jahrelang 6 bis 14 Stunden pro Woche investiert hatten).
  2. Alle Wörter werden in einem sinnvollen Zusammenhang gelernt (wie einstmals in der Muttersprache). Wenn das Wort put in Zeile drei von Lektion 1 mit einer bestimmten Bedeutung erscheint, das gleiche Wort in der nächsten Lektion in einem anderen Zusammenhang wiederkehrt, dann erkennt der Lernende allmählich die vielen Bedeutungen von put, ohne zu versuchen, das Wort mit einer Vielzahl seiner Bedeutungen außerhalb des Kontextes zu lernen, wie dies beim traditionellen Lernen der Fall ist (to put = [hin-]setzen, [hin-]/ [ab-]legen, [auf-]stellen, [an-]bringen …). Wenn es Sie interessiert, könnten Sie put in einem Wörterbuch nachschlagen; Sie finden spaltenweise „Übersetzungen“.
  3. Es ist außerordentlich befriedigend, das stetig wachsende Selbstbewußtsein der Lernenden zu beobachten. Innerhalb kürzester Zeit sind sie in der Lage, mehr und mehr der Zielsprache zu verstehen, und auf diese Weise lernen sie auf der Meta-Ebene, daß sie fähig sind, Fremdsprachen zu lernen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, daß die meisten Lernenden nicht nur schnell in ihrer gewählten Zielsprache vorankommen, sondern daß sie häufig sogar eine zweite und dritte Fremdsprache anfangen, weil es ihnen ein gutes Gefühl gibt, sich zu beweisen, wie fähig sie sind. Einige unserer Kunden nennen es „süchtig werden nach Sprachenlernen“.
Schritt 3: Hören/Passiv

Vorgehensweise: Man hört sich kurze Abschnitte des Textes wiederholt an, aber passiv, d.h., ohne überhaupt bewußt hinzuhören. Während dieser Zeit ist man mit anderen Aktivitäten beschäftigt. Diese Wiederholungen sind mit modernen Tonträgern (wie CD) einfach geworden (früher mußten unsere Lerner sich Lektionsteile auf kurze Sechs-Minuten-Leerkassetten überspielen). Beachten Sie bitte besonders:Die Kassetten mit dem Stoff für das passive Hören werden im Hintergrund abgespielt. Die Lautstärke kann so gering sein, daß man die Kassette gerade noch hören kann (unabhängig von anderen Geräuschen im Raum, wie z.B. Fernsehen oder Musik).
 
Vorteile
  1. Das Unterbewußtsein wird sich an die Aussprache gewöhnen, weil es ihr ständig ausgesetzt ist. Dieser Schritt ahmt die Phase in unserer Kindheit nach, in der wir von unserer Muttersprache umgeben waren. Beachten Sie besonders: Jede Phase des passiven Zuhörens gleicht einem Mini-Aufenthalt im Lande Ihrer Zielsprache. Je mehr wir passiv hören, desto schneller werden wir die Herrschaft über die Zielsprache erlangen.
  2. Die Lerner müssen keine einzige Minute ihrer kostbaren Zeit in dieses passive Zuhören investieren. Sie können nebenbei hören, während sie bestimmte Routinearbeiten erledigen (das Haus saubermachen, Einkaufen gehen etc.), oder sie können aktiv eine andere geistige Arbeit vollbringen, wie ein wissenschaftliches Fachgebiet studieren (in diesem Fall nennen wir das paralleles Lernen), oder sie können ihre Lieblingsromane lesen oder sogar im Fernsehen einen Thriller anschauen.
  3. Trotz der Tatsache, daß die Lerner während der passiven Hörperioden nicht bewußt zuhören, werden sie manchmal einige Worte aufschnappen (z.B. während eines ruhigen Moments im TV-Film, den man gerade ansieht). In diesem Augenblick bemerkt man, wie vertraut einem der Text inzwischen erscheint, was wiederum das Vertrauen in den Lernprozeß stärkt. Diese kurzen Augenblicke sind oft von intensiven Gefühlen der Freude und des Selbstvertrauens begleitet. Auf diese Weise werden die „alten Programme“ des traditionellen Lernens („Ich bin unfähig“) allmählich durch „neue Programme“ („Ich kann!“) ersetzt, die psychologische Blockaden im Gehirn auflösen.Die Erfahrung hat gezeigt: Diese Gefühle des Erfolgs wirken sich oft auf andere Lerngebiete (ja sogar Lebensbereiche!) aus, weil der Lernende im Verlauf ein beachtliches Selbstvertrauen gewinnt.
Schritt 4: Weitere Lernaktivitäten
  • Der Lernende beherrscht nun die Bedeutung der Worte von der Kassette, und er hat sich 
  • gründlich mit dem Klang vertraut gemacht (lange bevor er selbst zu sprechen versucht).
Wenn Verstehen alles ist, was man erreichen will, dann sind die ersten drei Schritte (pro Lektion) genug (z.B. um Satelliten-Programme zu begreifen).

Vorteil: Dieser letzte (vierte) Schritt vermittelt das Sprechen, Lesen und/oder Schreiben der Zielsprache. Dies ist allein abhängig davon, welche Fähigkeiten der Lernende zu lernen wünscht. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, lassen Sie mich nur einige erwähnen, z.B.

Die Chor-Methode©

Hören Sie sich die Lektion über Kopfhörer an, während Sie „im Chor“ mit der Kassette sprechen.Vielleicht erinnern Sie sich, daß man früher in der Schule durch Chorsprechen Griechisch und Latein gelernt hat! Diese Methode war gehirngerecht, wurde aber leider abgeschafft. Gottseidank können Sie dank der modernen Technik (z.B. mit Kassetten) im Chor sprechen, so daß Sie keine Klasse dazu brauchen.Zuerst wird die Lautstärke des Wiedergabegerätes höher gestellt, während Sie leise mitsprechen. Nach einer Weile verringern Sie allmählich die Lautstärke der Kassette, während Sie mit wachsender Sicherheit lauter sprechen, bis Sie am Ende die Muttersprachler auf der Kassette nicht mehr benötigen. Übrigens: Zu diesem Zeitpunkt sind die Lerner im allgemeinen in der Lage, die Lektion auswendig aufzusagen. Das bedeutet: Alles, was irgend jemand in der Lektion sagt (denkt), kannunser Lerner ebenfalls mit absoluter Sicherheit in der Zielsprache sagen (oder denken)!Manche wollen das, was sie sagen, auf eine andere Kassette aufnehmen. Tun Sie dies bitte erst am Ende des vierten Lernschrittes (wenn Sie diesen Teil der Lektion beherrschen). Es ist wichtig, nicht zu früh mit dem Aufnehmen zu beginnen (wie im traditionellen Sprachlabor), weil der Muttersprachler auf der Kassette Ihr Vorbild bleiben muß. Wenn Sie aber Ihre eigenen ersten Versuche zum Vorbild machen, dann werden Sie sich einen Akzent antrainieren!

Das Schatten-Sprechen©

Falls man es noch nicht wagt, die Chor-Methode zu versuchen, kann man das „Schattensprechen“ probieren: Sie hören der Kassette zu und sprechen den Text etwa ein bis zwei Silben später als die Muttersprachler, die Sie hören. Beachten Sie:Üben Sie diese Technik zuerst in Ihrer Muttersprache. Es dauert einige Minuten, bis Sie sich daran gewöhnt haben. Das Verfahren ähnelt der Art, wie ein Dolmetscher spricht, wenn er der Person „hinterherjagt“, deren Aussagen er übersetzt.Die Technik des „Schattensprechens“ ist besonders hilfreich, wenn die Zielsprache sich in der Tonalität völlig von der Muttersprache unterscheidet (z.B. wenn Sie Arabisch oder Chinesisch lernen).
 
Das Lücken-Sprechen©

Kopieren Sie interessante Teile der Lektion und übermalen Sie einige Worte mit Tipp-Ex. Geben Sie später den Text wieder, indem Sie die Lücken ergänzen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß diese Übung zu sehr schönen Erfolgsgefühlen führt, weil sie (nach der guten Vorbereitung der Schritte 1 bis 3 zuvor) so leicht ist!
 
Lesen (Zielsprache)

Diese Lese-Übung gleicht zunächst dem Hören/Aktiv (Schritt 2), allerdings mit einem gewaltigen Unterschied. Wenn Sie lesen lernen wollen, nachdem Ihnen Inhalt, Aussprache etc. bereits völlig vertraut sind, gehen Sie wie folgt vor: Wiederholen Sie Schritt 2, aber mit einem wesentlichen Unterschied: Damals hatten Sie nur das De-Kodierte (die Wort-für-Wort Übersetzung) mitgelesen, während Sie jetzt bewußt den zielsprachigen Text mit den Augen verfolgen. Dabei sehen Sie die De-Kodierung unbewußt, was eingangs hilfreich ist.Am Anfang drücken Sie so oft Sie wollen die Pause-Taste. Nach einer Weile sind keine Stops mehr nötig. Jetzt können Sie den Originaltext in der Zielsprache mitlesen (ohne De-Kodierung), und danach können Sie den Text alleine lesen, ohne die Kassette zu hören, während Sie allesverstehen und den richtigen Klang der Wörter kennen, selbst wenn Sie (zu dieser Zeit) noch kein einziges Wort aktiv gesprochen haben. Wenn Sie das mit der Schule vergleichen …
 
Schreiben (Zielsprache)
  • Diktat: Benutzen Sie für Diktat-Übungen die Kassette.
  • Die Lücken füllen (beim Schreiben).
Ablauf: Vgl. Lücken sprechen. Zuerst werden Sie die Wörter im Originaltext öfter überprüfen, aber bald werden Sie in der Lage sein, die Lücken ausgezeichnet zu ergänzen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß auch diese Übung zu einem sehr befriedigenden Anwachsen des Selbstwertgefühls führt.
 
PS: Vgl. Sie dazu auch Probleme mit dem Lesen?, denn: Lese-Probleme in der Ziel-Sprache lassen sich am besten durch Schreiben lösen


https://birkenbihldenkt.wordpress.com/2008/09/07/warum-herkommliches-sprachenlernen-fur-die-meisten-schulerinnen-nicht-funktioniert/

Warum herkömmliches Sprachenlernen (für die meisten SchülerInnen) nicht funktioniert?
von Vera F. Birkenbihl
 
Beginnen wir mit zwei Fragen:
  1. „Was muß sich ändern, damit unsere Schulen besser werden und unseren Kindern bessere Chancen für die Zukunft bieten?“ Was antworten Sie? (Wir kommen gleich darauf zurück.)
  2. Angenommen bei einer McKinsey-Durchleuchtung stellt sich heraus, daß eine Firma in einem bestimmten Bereich seit Jahren hohen Ausschuß produziert. Deshalb schreibt man rote Zahlen, was das Gesamtergebnis negativ beeinflußt. Was glauben Sie, wird man nun unternehmen? 
    • a. man wird die Verfahren überprüfen 
    • b. man wird bei Wettbewerbsunternehmen schauen, wie sie vorgehen 
    • c. man wird recherchieren, ob es neue Forschungsergebnisse gibt, die helfen können 
    • d. man wird nichts unternehmen, d.h. so weitermachen wie bisher.
Beantworten wir Frage 2 gleich: Egal ob man a. und/oder b. und/ oder c. (oder alle drei Verfahren) durchläuft – man wird etwas unternehmen! In Wirtschaft und Industrie ist es völlig normal, die Methoden zu hinterfragen, wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellen. Aber diese Fabrik steht leider stellvertretend für unsere Regelschulen! Diese besitzen nämlich die amtliche Erlaubnis, weiterzumachen wie bisher und im Jahre 8 nach dem (ersten) PISA-Schock nach wie vor zu behaupten, alle anderen seien Schuld: von de-motivierten (aufsässigen, faulen) SchülerInnen über ungenügend engagierte Eltern oder Migrantenproblemen (bei Schülerinnen wie Eltern!) bis hin zu den Politikern – alle seien schuld, nur sie nicht.
 
Zur ersten Frage: Mein Institut hat diese Studie durchgeführt. Das Ergebnis ist äußerst erhellend: „Gemischte“ Teilnehmergruppen waren sich zu ca. 70% einig, was sich ändern müßten: UNTERRICHT bzw. LEHRKRÄFTE (die wir in eine Kategorie sortiert haben). Bei reinen Lehrer-Gruppen hingegen fielen nur knapp 30% der Antworten in diese Kategorie, bei 70% sollten sich ändern: PolitikerInnen, Eltern, SchülerInnen, RektorInnen, manchmal sogar KollegInnen (und diese Forderung bezog sich weitgehend auf den Umgang mit der Person, die den Fragebogen ausfüllte und fast niemals auf den Unterricht jener KollegInnen).
 
Um die Schulmisere der REGELSCHULEN auf den Punkt zu bringen, zeige ich die Problematik exemplarisch am Beispiel des SPRACHENLERNENS auf, ähnliches gilt für andere Fächer:
  1. Die meisten SchülerInnen erzielen in Fremdsprachen nicht die besten Noten, weil Pauken (Vokabeln oder Grammatik-Regeln) nicht gehirn-gerecht ist, d.h. der Arbeitsweise des Gehirns entgegenarbeitet. Deshalb bringt Pauken nur wenig (Details folgen).
  2. Viele Menschen haben trotz jahrelanger Quälerei regelrechte Angst vor Auslandsaufenthalten (z.B. für ihre Firma), weil sie die Sprache eben NICHT fließend sprechen (und schon gar nicht denken) können.
  3. In Deutschland wird mit Abstand das meiste Geld für Nachhilfestunden (Deutsch und Fremdsprachen) ausgegeben, also genaugenommen ZWEIMAL für SPRACHEN-UNTERRICHT.
  4. Diese Nachhilfestunden werden in der Regel nicht ab und zu (tage- oder wochenweise) gebucht, sondern meist für lange Zeiträume, oft sogar für mehrere Jahre. Es hat sich gezeigt, daß die SchülerInnen nur solange besser sind, wie ihnen geholfen wird, daß sie aber sofort wieder zurückfallen, wenn die Hilfe aufhört.
  5. Die meisten SitzenbleiberInnen haben mindestens eine ihrer Fünfer in einem Sprach-Fach, wobei viele die Schmach des Sitzenbleibens ihr Leben lang nicht verwinden werden! Das heißt, hier schädigt man Menschen LEBENSLANG, ohne über die Methode nachzudenken!
  6. Ähnlich ist es, wenn wir Erwachsenen anbieten, freiwillig (noch einmal) mit einer Fremdsprache anzufangen (ohne Druck, ohne Prüfungen etc.). Selbst wenn der Kurs (z.B. firmenintern) NICHTS oder (z.B. auf der VHS) nur WENIG kostet, lehnen die meisten dankend ab. Außerdem wissen Sprachlehrkräfte, daß sie mit 30 TeilnehmerInnen beginnen müssen, wollen sie den Kurs noch mit ca. 10 – 15 beenden.
Nun könnte man schlußfolgern: Sprachenlernen muß extrem schwierig sein, weil so viele Leute damit Probleme haben. Anscheinend benötigt man dafür ein SPEZIAL-TALENT, das den meisten Menschen fehlt, ähnlich wie bei Mathematik, womit sich auch die meisten „schwertun“. Wenn SchülerInnen (wie VHS-KursbesucherInnen) die Möglichkeit hätten, mit den Füßen zu wählen, dann wären wohl viele Klassenzimmer regelmäßig (fast) leer. Wenn es aber nicht das Sprachlern-Talent ist, dann muß ein anderer Faktor ausschlaggebend sein. Wie der Harvard-Professor Dave PERKINS (in: Outsmarting I.Q.: Learnable Intelligence) feststellt: ÄNDERN WIR DIE METHODE, WERDEN DIE LEUTE PLÖTZLICH INTELLIGENTER.Wenn wir also dasselbe tun wie alle Branchen (außer Regelschulen), dann müssen wir die Verfahrensweisen hinterfragen. Damit begann ich vor ca. 40 Jahren. Es dauerte fast 20 Jahre, bis ich meinen neuen Ansatz via Versuch und Irrtum entwickelte (erste Publikation 1984). Interessanterweise beißen vor allem Leute an, die aufgrund des beruflichen Wettbewerbs GEZWUNGEN sind, ihre Sprachfähigkeiten zu verbessern, aber auch LehrerInnen an privaten Institutionen oder solche, die Nachhilfe geben. Aber von Regelschul-Lehrkräften gibt es seit Jahrzehnten nur Ärger. Deshalb rate ich allen, die es wagen, einen Versuch zu starten, es Lehrkräften sicherheitshalber NICHT zu erzählen, denn man muß zwei Dinge tun, die LehrerInnen auf den Tod nicht ausstehen können: 1. muß man dem Unterricht ein wenig voraus sein, damit man im Unterricht nicht (weiter) leidet. Meine Sprachlern-Methode hat vier Schritte, der vierte (sprachliche AKTIVITÄTEN) geht mit dem Unterricht einher. Deshalb müssen SchülerInnen die Schritte 1 – 3 VORAB durchlaufen. Normalerweise fordert nämlich die Schul-Lehrmethode im Unterricht mehre Faktoren gleichzeitig, was das Lernen fast verunmöglicht, während dieselben Faktoren nacheinander (Schritt für Schritt) sehr leicht zu meistern sind. Was viele SprachenlehrerInnen auch nicht wissen: Eine Sprache zu beherrschen ist eine TÄTIGKEIT, muß also eher wie eine Sportart trainiert werden, nicht indem wir dauernd nur darüber reden (von Grammatikregeln bis zu isolierten Grammatik-Übungen, die erst halbwegs interessant werden, wenn man den Stoff bereits beherrscht!!).
 
Deshalb trennen wir diese TÄTIGKEITEN: Im 1. Schritt wollen wir be-GREIFEN, damit wir den Stoff in den GRIFF bekommen. Im 2. Schritt lernen wir, das Klangbild mit der Bedeutung des Wortes zu assoziieren; im 3. Schritt legen wir die NERVENBAHNEN im Gehirn an, damit wir im 4. Schritt AKTIV mit den Inhalten umgehen können. Jetzt werden Tätigkeiten sinnvoll, die im normalen Unterricht viel zu früh gefordert werden, wie Sätze (NACH-)SPRECHEN, VORLESEN, über den Inhalt REDEN, FRAGEN zum Text formulieren oder beantworten, PATTERN DRILLS etc. Falls Sie wich wundern, wann man bei meiner Methode Vokabeln paukt, Antwort: Überhaupt nicht. Wer es nicht glaube, solle einen Versuch wagen! Beginnt man zu früh mit diesem AKTIVITÄTEN, dann kann das Gehirn (dem die betreffenden NERVENBAHNEN noch fehlen) leider noch nicht „dienen“ und der Gehirn-Besitzer kommt sich doof vor oder hält sich für unbegabt, dabei wird er oft erheblich im Selbstwertgefühl getroffen. Das hat etwas mit der Würde eines Menschen zu tun. Wir erzählen Asiaten ja so gern, daß sie die Menschenwürde ihrer BürgerInnen nicht achten, aber das Recht der SchülerInnen, unverletzt zu bleiben, ist auch ein Menschen-RECHT. Wenn man bedenkt, wie viele Kinder krank vor Schulangst sind, daß die Zahl der SchulschwänzerInnen jedes Jahr zunimmt wie auch die Zahl jener, die sich in der Schule sehr oft quälen müssen, weil das durch den Streß ausgelöste Cortisol zu Denk-Blockaden führt und dieser Neurotransmitter das Lernen zunehmend ver-UNMÖGLICH-t. Demzufolge hat das, was in EINER Klasse passiert, großen Einfluß auf andere Fächer. Wenn jemand in einer (oft sogar in zwei) Sprache/n versagt, dann wirft das lange Schatten auf andere Unterrichtsstunden! Deshalb lernen viele SchülerInnen lieber privat, von sportlichen Aktivitäten bis zu (Computer-)Rollenspielen (die teilweise sehr komplex sind), weil sie hier als Gehirn-BENUTZER leicht lernen und weil niemand sie zwingt, Tätigkeiten auszuführen, für die sie die NOTWENDIGEN NERVENBAHNEN im Gehirn NOCH NICHT aufbauen konnten. Schritt-für-Schritt eben. Deshalb gehen SchülerInnen, die meine Methode TROTZ SCHULE einsetzen, dem Unterricht mit den Lern-Schritten 1 – 3 VORAUS, damit sie bereit und fähig werden, im Unterricht das zu tun, was die Schule fordert, wenn diese Lektion „drankommt“.
 
Worin aber besteht nun diese Vorarbeit (die man gut auch in der Gruppe machen kann)?
 
Nun, hier gilt es, etwas zu tun, wozu viele SchülerInnen intuitiv neigen: Es geht um das wörtliche Übersetzen im 1. Lernschritt: Achtung, diese wort-wörtliche Übersetzung wird von vielen Lehrkräften VEHEMENT bekämpft! (Deshalb lassen wir die fotokopierte Version zuhause, wir brauchen sie ja nur VORÜBERGEHEND).
 
WAS MAN BRAUCHT:
  1. Text: bei Unterricht ist das TEXTBUCH in der Regel vorgegeben; Erwachsene können mit irgendeinem Sprachkurs einen Versuch machen. Diesen Text fotokopieren wir mit mindestens 200%. Notfalls die erste Vergrößerung nochmals vergrößern). Dadurch wird nicht nur die Schrift wesentlich größer (Textbücher-Schriften sind prinzipiell für Lernende zu klein!) sondern auch die Abstände zwischen den Zeilen, so daß wir unter jedes Wort etwas schreiben können (das passiert im ersten Lernschritt).
  2. GESPROCHENE VERSION: Die meisten Schulbücher bieten auch Audio-CD.s zu den Lektionstexten an, auch wenn viele Lehrkräfte dies verschweigen. Bitte auf der Cip-Seite nachsehen, sie befindet sich ganz vorne oder ganz hinten (die Seite mit viel Kleingedrucktem). Dort sehen Sie u.a. auch das Publikationsjahr und die ISBN-Nummer des Buches. Auch das Hörmaterial hat in der Regel eine ISBN-Nummer, damit kann man es bei jeder Buchhandlung beziehen. Falls es im Einzelfall wirklich keine gesprochene Lektionstexte gibt, sollte man jemanden suchen, dessen Muttersprache unsere Zielsprache ist, und die Texte LESEN LASSEN (denken Sie an Studenten aus jenen Ländern). Das kostet immer noch weniger als wochen- oder monatelange Nachhilfestunden. Bei „toten“ Sprachen wie Latein kann man auch selber vorlesen, da ja kein Römer unsere Aussprache mit seiner vergleichen kann. Apropos Latein: Auch hier liege ich im Clinch mit vielen Latein-Lehrern: Ich schlage vor, nach e und i immer „z“ zu sprechen, also nicht [KIKERO] sondern [ZIZERO] und zwar aus einem einfachen Grund: Damit nähern wir uns sowohl allen romanischen Sprachen als auch dem Englischen (das viel Lateinisches = heute Romanisches enthält), erkennen also solche Wörter sofort (cinema, cinnamon, circa, circle, cipher, circular, circulate, circus, circumspect, cistern, civic, civilian etc.) während die Aussprache mit „k“ (wie bei KAISER) fast nie hilfreich ist: kinema? kirkus? kipher? (erinnert eher an „kiffen“). Übrigens sollten wir dieses „c“ als „ß“ umschreiben, da es einem „scharfen s“, keinem stimmhaften „s“ gleicht. Deshalb heißt das berühmte Hotel in Las Vegas Cesar‘s Palace (sprich: [ßiisars]) und nicht etwa [Kesar‘s Palak].
VORGEHEN:
 
SCHRITT 1: Statt Vokabeln zu PAUKEN
 
Wir übersetzen Wort-für-Wort, indem wir UNTER das jeweilige Wort schreiben. Ich nenne es „DE-KODIEREN“ (weil wir den Code der fremden Sprache knacken). Alle Wörter müssen exakt untereinander stehen! Beispiel:
 
Mary    told             him    what      had      happen.
Mary    erzählte       ihm    was       hatte    passiert.
(Ja, man darf sich durchaus amüsieren!)
 
Wir de-kodieren alles, was wir de-kodieren KÖNNEN (bzw. wir markieren ein Wort mit Leuchtstift, wenn wir mit einem Blick erkennen, daß eine De-Kodierung hier unnötig ist). Wir benützen die Vokabel-Liste übrigens nur zum NACHSCHLAGEN (nicht zum Pauken!) bzw. wir konsultieren andere Stellen, wie Wörterbuch und Internet. Hier gibt es inzwischen mehrere Sites für die wort-wörtliche Übersetzung, es wird also immer leichter…
 
SCHRITT 2: HÖREN/AKTIV
 
Wir hören uns diesen Text mehrmals an. Dabei folgen unsere Augen der De-Kodierung (das Lesen des fremden Textes ist erst der 4. Schritt!). Am Ende von Schritt 2 ist es für unser Gehirn egal, ob es DIESEN TEXT in der Zielsprache (z.B. Englisch) oder in der de-kodierten Sprache (sei dies nun türkisch oder deutsch) hört, denn es versteht ihn. Übrigens gilt bei HÖREN/AKTIV das Gegenteil vom nächsten Schritt (wo wir passiv hören werden): Viele kurze „Sitzungen“ von wenigen Minuten (ein bis drei Durchgänge) bringen weit mehr, als eine Mammut-Sitzung von einer Stunde! Das nenne ich INTERVALL-LERNEN. Es nutzt einen neurologischen Zusammenhang: Immer wenn wir uns mit etwas befassen, arbeitet das Gehirn noch ein wenig nach (diese „Überstunden“ sind eigentlich „Überminuten“). Wenn wir also 5-mal je einige Minuten arbeiten, bekommen wir 5 mal kostenlose „Überstunden„, also sparen wir Real-Zeit. Allerdings müssen wir zwischen den einzelnen Übungsabschnitten Zeit verstreichen lassen. Beispiel: HÖREN/AKTIV Englisch, gefolgt von einer Matheaufgabe. Dann wieder HÖREN/AKTIV Englisch, gefolgt von ein wenig Bewegung plus eine Mathe-Aufgabe. So lernt man entspannt, und nützt das Prinzip des Invervall-Lernens für Mathe UND Englisch. Schade, daß viele LehrerInnen davon wenig wissen…
 
SCHRITT 3: HÖREN/PASSIV
 
Nun lassen wir die Stelle, die wir aktiv erarbeitet haben, die nächsten Tage so oft und so lange wie möglich NEBENBEI laufen, also während wir andere Dinge tun (für andere Fächer lernen, lesen, fernsehen, SMS-en, im Internet surfen etc.). Ob Raumklang oder Kopfhörer: Wir hören es LEISE, so daß der Ton „ausgeblendet“ werden kann, denn wir wollen bei PASSIVEM Hören genau genommen NICHT hinhören, deshalb konzentrieren wir uns auf andere Dinge. Es ist so ähnlich wie im Café, auch hier blenden wir die Stimmen der Leute an den Nebentischen aus, während wir die FAZ lesen. Bei diesem Lernschritt werden die NERVENBAHNEN aufgebaut, wie wir benötigen, um anschließend selbst zu sprechen, die Zielsprache zu LESEN etc. Merke: Diese AKTIVITÄTEN fallen nur solange schwer, wie die nötigen NERVENBAHNEN fehlen, danach fallen sie uns a) leicht und machen uns b) sogar FREUDE. Das kann aber nur feststellen, wer es selbst probiert!
 
SCHRITT 4: AKTIVITÄTEN = Unterricht
 
Selbstlerner müssen hier aktiv werden und sprechen, laut vorlesen etc., im Unterricht wird man jedoch automatisch dazu gezwungen…


Birkenbihl-Sprachlern-Methode in der Schule - Filmtagebuch (Protalk Schweiz)
http://www.protalk.ch/

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